Schutz für kleine Langohr-Herzen

Kleine Knopfaugen, wuscheliges Fell und tapsige Pfoten, die durchs Wohnzimmer oder den Garten hoppeln – unsere Kaninchen sind für viele von uns echte Familienmitglieder. Deshalb verdienen sie unseren bestmöglichen Schutz. Doch was ist, wenn da draußen Krankheiten lauern, gegen die selbst beste Pflege und Ernährung nichts ausrichten können?
Heute möchten wir mit euch über ein Thema sprechen, das oft Fragen aufwirft:
Impfungen für Kaninchen.
 
Keine Sorge, wir möchten euch nicht belehren. Aber wir möchten mit euch teilen, was wir selbst herausgefunden haben, warum wir Impfungen für unsere eigenen Kaninchen nutzen – und warum es sich lohnt, genauer hinzuschauen.
 

Zwei winzige Viren mit großer Wirkung: Myxomatose & RHD

In der Natur gibt es leider nicht nur saftiges Gras und Sonnenplätzchen, sondern auch Krankheitserreger. Zwei davon sind für Kaninchen besonders gefährlich:

1. Myxomatose

Auch bekannt als "Kaninchenpest", wird diese Krankheit durch ein Virus ausgelöst, das über Stechmücken, Flöhe oder direkten Kontakt verbreitet wird. Die Symptome: geschwollene Augenlider, Atemnot, Appetitverlust – oft ein schleichender, aber leidvoller Verlauf. Leider endet Myxomatose meist tödlich.
 

2. RHD (Rabbit Haemorrhagic Disease)

Noch tückischer ist die sogenannte Chinaseuche. Besonders die Variante RHDV-2 trifft viele Kaninchenhalter und Kaninchenhalterinnen unvorbereitet. Der Virus kann plötzlich und ohne sichtbare Symptome zuschlagen. Ein Kaninchen kann morgens noch fröhlich hoppeln und abends leblos in der Ecke liegen. Das ist ein Albtraum, den niemand erleben möchte.
Beide Krankheiten sind in Österreich immer wieder aktiv. Sie können über Insekten, Heu oder unsere Kleidung eingeschleppt werden.
 

Wichtig: Selbst Wohnungskaninchen sind nicht automatisch sicher!

Warum impfen, wenn es doch auch anders geht?

Vielleicht fragt ihr euch: "Muss das wirklich sein? Mein Kaninchen ist doch gesund und lebt drinnen."
Eine berechtigte Frage. Und ja, viele Kaninchen leben jahrelang ohne Impfung. Aber: Wenn Myxomatose oder RHD zuschlagen, kommt jede Hilfe zu spät. Es gibt keine Heilung. Keine Therapie. Nur Vorbeugung.

Deshalb sehen wir Impfungen nicht als Zwang, sondern als Vorsorge mit Herz.
 

Welche Impfungen gibt es für Kaninchen?

✅ Myxomatose-Impfung

• Schutz vor schweren Verläufen
• Start: ab ca. 4. Lebenswoche
• Auffrischung: meist 1x jährlich

✅ RHD / RHDV-2-Impfung

• Schutz vor plötzlichem Tod durch das RHD-Virus
• Wichtig: nicht jeder Impfstoff schützt automatisch vor RHDV-2, fragt eure Tierärztin oder euren Tierarzt gezielt danach!
• Auffrischung: je nach Impfstoff alle 6–12 Monate
• Unser Tipp: Mittlerweile gibt es Kombinationsimpfstoffe, die Myxomatose und beide RHD-Varianten abdecken – das heißt: nur ein Pieks für ein ganzes Jahr Schutz.

Wie läuft eine Impfung ab?

Keine Sorge, das geht meistens ganz schnell und unkompliziert:

• Die Tierärztin oder der Tierarzt schaut sich euren Hoppler genau an: Zähne, Ohren, Gewicht, Herzschlag.
• Wenn alles okay ist, wird die Impfung unter die Haut gespritzt.
• Danach gibt's oft noch ein Leckerli und ein bisschen Extra-Kuscheln.
• Manche Kaninchen sind nach der Impfung etwas ruhiger oder wollen sich zurückziehen. Das ist normal und legt sich in der Regel nach 1–2 Tagen. Schwere Nebenwirkungen sind sehr selten.

Wie bereite ich mein Kaninchen auf die Impfung vor?

Ein entspannter Impftermin beginnt mit guter Vorbereitung – am besten ein paar Tage im Voraus:

• Beobachtet euer Kaninchen gut: Frisst es normal? Ist das Verhalten wie immer?
• Gebt am besten 4–5 Tage vor dem Impftermin eine Sammelkotprobe bei eurer Tierarztpraxis ab. So bleibt genug Zeit, sie im Labor untersuchen zu lassen – vor allem auf Parasiten wie Kokzidien oder Würmer. Warum das wichtig ist? Ein Parasitenbefall kann das Immunsystem stark belasten und den Impferfolg mindern. In solchen Fällen verschiebt man die Impfung besser und behandelt zuerst den Befall, damit der Körper des Kaninchens fit genug ist, wirksame Antikörper zu bilden.
• Vermeidet große Stressfaktoren wie Umzüge oder neue Gruppenzusammensetzungen direkt vor der Impfung.
• Gewöhnt euer Kaninchen ans Transportkistchen, indem ihr es vorher schon mal damit üben lasst.
• Tipp: Wenn ihr mehrere Kaninchen haltet, versucht sie gemeinsam zum Impftermin zu bringen und möglichst auch gleichzeitig impfen zu lassen. So können sie sich gegenseitig emotional unterstützen. Außerdem bleibt ihr gemeinsamer Gruppengeruch erhalten – das verhindert, dass es nach dem Tierarztbesuch zu Streit oder Ausgrenzung kommt.
• Ein gesundes, stressfreies Kaninchen in Begleitung seines Freundes kann den Impftermin am besten verarbeiten.

Was gilt bei EC-Kaninchen?

Kaninchen mit einer chronischen Erkrankung wie Enzephalitozoon cuniculi (EC) benötigen besondere Aufmerksamkeit. Diese Tiere haben ein empfindlicheres Immunsystem und reagieren unter Umständen stärker auf Impfreize.
 

Unser Tipp: Sucht das Gespräch mit einer kaninchenerfahrenen Tierärztin oder einem kaninchenerfahrenen Tierarzt.
Häufig wird empfohlen, EC-positive Kaninchen vor der Impfung mit Vitamin B-Komplex oder einem sanften Immunstärker zu unterstützen.
Wenn das Tier aktuell Symptome zeigt (z. B. Kopfschiefhaltung, Lähmung), sollte die Impfung verschoben werden, bis es stabil ist.
Auch EC-Kaninchen können und dürfen geimpft werden – aber mit viel Fingerspitzengefühl und individueller Beratung.

Impfungen vor dem Tierpensionsaufenthalt – warum das besonders sinnvoll ist

Wenn euer Kaninchen einen Aufenthalt in unserer Kleintierpension plant, denkt bitte auch rechtzeitig an den Impfschutz. Warum?
In einer Tierpension kommen Tiere aus verschiedenen Haushalten zusammen – und so liebevoll wir auch auf Hygiene, Abstand und Frischluft achten, lässt sich nicht ganz ausschließen, dass Krankheitserreger mitgebracht werden.

Ein aktueller Impfschutz (vor allem gegen Myxomatose und RHDV-2) ist deshalb eine einfache und wirkungsvolle Vorsorgemaßnahme, um eure Tiere bestmöglich zu schützen. Ideal ist es, die Impfung mindestens zwei Wochen vor dem Aufenthalt durchzuführen – so hat das Immunsystem genug Zeit, den Schutz aufzubauen.
Sprecht uns gern an, wenn ihr unsicher seid, ob und welche Impfungen bei euren Tieren aktuell sind. Wir beraten euch gern und unterstützen euch bei der Planung.
 

Was kostet eine Impfung ungefähr?

Die Preise können je nach Region, Tierarztpraxis und Impfstoff leicht variieren. Als Richtwert gilt:

• Einfache Einzelimpfungen (z. B. nur RHDV-2): ca. 20–30 €
• Kombi-Impfung (RHD, RHDV-2, Myxomatose): ca. 35–45 €
• Zusatzkosten für Allgemeinuntersuchung: manchmal inklusive, manchmal zusätzlich ca. 10–15 €

Unterm Strich liegt man bei etwa 30 bis 50 € pro Jahr und Kaninchen. Im Vergleich zu den Behandlungskosten und dem Leid im Krankheitsfall ist das gut investiert.
 

Was ist mit Skepsis und Impfkritik?

Vertrauen ist die Basis jeder Entscheidung. Deshalb ist uns wichtig zu sagen: Wir verstehen, dass Impfungen auch Sorgen auslösen können. Man will seinem Tier nichts Schlechtes tun. Und manchmal liest man im Netz Dinge, die verunsichern.

Wir von der Hagenthaler Naturfuttermanufaktur stehen für natürliche, tierfreundliche und sanfte Tierhaltung. Gerade deshalb haben wir uns intensiv mit dem Thema beschäftigt. Wir kennen auch Tierärzte und Tierärztinnen, die sehr zurückhaltend impfen – aber sie alle sagen: Gegen Myxomatose und RHD impfen sie mit Überzeugung.
Denn: Diese Krankheiten bedeuten großes Leid. Und die Impfung ist eine einfache, effektive Möglichkeit, dieses Leid zu verhindern.
 

Unser Tipp: Herz statt Pflicht

Wir möchten euch nicht vorschreiben, was ihr zu tun habt. Jedes Tier ist anders, jede Lebenssituation auch. Aber wenn ihr euer Kaninchen liebt (und das tun wir alle, oder?), dann sprecht doch mal mit eurer Tierärztin oder eurem Tierarzt über die Impfung.

Einmal im Jahr eine kleine Spritze – und dafür ein großer Schutz. Für mehr gemeinsame Kuschelstunden. Für mehr Sicherheit. Fürs Herz.
Bleibt gesund!


Euer Team der Hagenthaler Naturfuttermanufaktur